LNG oder Diesel LKW – Ratgeber und Preisvergleich

Im Kampf gegen den Klimawandel kommt Logistikern und Transportunternehmen eine wichtige Rolle zu. Die notwendige Reduzierung von CO2-Emissionen stellt die Branche vor große Herausforderungen. Die überwiegende Zahl der großen Lkws, die auf deutschen Straßen unterwegs sind, werden nach wie vor mit Diesel betrieben. Mit LNG, dem flüssigen Liquefied Natural Gas, gibt es jedoch eine Alternative, die nicht nur gut fürs Klima ist, sondern auch unter wirtschaftlichen Aspekten durchaus sinnvoll sein kann. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie LNG dabei hilft, CO2-Emissionen und langfristig auch Kosten zu senken.

 

Führende Lkw-Hersteller haben LNG-Modelle im Angebot

Bis heute werden schwere LKWs, aber auch Schiffe, vorwiegend von Dieselmotoren angetrieben. Längst gibt es jedoch auch Aggregate, die mit Flüssiggas befeuert werden können. Fast alle großen LKW-Hersteller haben Modelle mit einem serienmäßig ab Werk verfügbaren LNG-Antrieb im Programm. Diese Versionen sind sowohl bei der Leistung, als auch bei der Reichweite durchaus mit ihren konventionellen Diesel-Pendants vergleichbar. Neben den schwedischen Truck-Produzenten Scania und Volvo hat auch IVECO, der europäische Marktführer aus Italien, mehrere LNG-Modelle im Angebot, die bis zu 460 PS leisten. Je nach Modell sind Reichweiten von bis zu 1.600 Kilometern möglich.

 

Methan-Motoren reduzieren CO2-Emission und Lärm

Auf den ersten Blick sind kaum Unterschiede zwischen einem Diesel-Lkw und einem LNG-Truck zu erkennen. Ein Indiz dafür, dass es sich um ein mit Flüssiggas betriebenes Modell handelt, ist die zylindrische Form des an der Seite des Fahrzeugs angebrachten Tanks. Weitere Unterschiede werden erst unter dem Blech sichtbar. Hier findet sich anstelle eines Dieseltriebwerks ein Methan-Motor, der sich durch seinen harmonischen und ruhigen Lauf auszeichnet. Dieser wirkt sich auch auf die Geräuschkulisse aus, die als deutlich angenehmer empfunden wird als die eines Dieselmotors. Die mit Gas betriebenen Ottomotoren sind darüber hinaus um bis zu 50 Prozent leiser als die Selbstzünderaggregate. Auch dies ist ein Aspekt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Vorteil für den Diesel ist seine enorme Kraftentfaltung, die insbesondere an Steigungen weniger Schaltarbeit erfordert. Insgesamt betrachtet bewegt sich der Gasmotor leistungsmäßig aber auf einem vergleichbaren Niveau. Deutlich besser ist er dagegen bei den Schadstoffemissionen. Hier liegt der LNG-LKW klar vor seinen dieselbetriebenen Konkurrenten im Straßengüterverkehr.

 

LNG-Lkws auch unter Kostenaspekten interessant

Beim Studium der Preislisten fällt dem Betrachter zunächst einmal die große Differenz zwischen Diesel und LNG-Trucks auf. Je nach Hersteller und Modell liegt der Aufpreis für die umweltfreundliche Alternative zwischen 25 und 40 Prozent. Ein Mehrpreis von 30.000 Euro und mehr mag auf den ersten Blick abschreckend wirken. Abgerechnet wird aber immer zum Schluss. Und da hat dann die LNG-Alternative oft wieder die Nase vorn.

Trotz des Auslaufens von LNG Förderprogrammen, die bei der Anschaffung eines LNG-Lkws einen Zuschuss von bis zu 15. 000 Euro vorsahen, kann sich die Bilanz eines mit Flüssiggas angetriebenen Trucks durchaus sehen lassen. Denn den höheren Anschaffungskosten stehen deutlich niedrigere Betriebskosten gegenüber. Einen gewaltigen Vorteil in der Endabrechnung bietet hierbei die Mautbefreiung für LNG LKWs. Abhängig von der Schadstoffklasse, sind für Lkws über 18 Tonnen mit vier oder mehr Achsen mindestens 18,7 Cent pro Kilometer zu zahlen. Bereits nach etwa 160.000 Kilometern hat sich allein durch die Einsparung der Maut ein Mehrpreis von 30.000 Euro amortisiert. Darüber hinaus punktet ein Flüssiggas-Lkw auch mit günstigeren Treibstoffpreisen. Die steuerlich begünstigten LNG-Preise lagen in der Vergangenheit stets deutlich unter denen von Diesel. Hinzu kommt noch eine geringere CO2-Abgabe, so dass nicht nur die Öko-Bilanz, sondern auch die wirtschaftliche Endabrechnung nach der durchschnittlichen Nutzungsdauer eines Lkws klar zugunsten der umweltfreundlichen Alternative LNG ausfällt.

 

Europäisches LNG-Tankstellennetz wird kontinuierlich ausgebaut

Um LNG zu einer echten Alternative zum Diesel zu machen, wird der Tankstellenausbau zügig vorangetrieben. Seit der Einrichtung der ersten deutschen LNG-Tankstellen im Jahr 2018 in Hamburg ist das Netz kontinuierlich gewachsen. Im Februar 2022 konnte bereits an mehr als 100 Tankstellen im gesamten Bundesgebiet LNG getankt werden. Aufgrund der großen Reichweite von LNG-Lkws bestehen also keine Lücken bei der Versorgung mit ausreichend Treibstoff. Über ganz Europa verteilt bieten mehr als 500 Tankstellen LNG an.

 

Beim LNG-Tanken ist Schutzkleidung erforderlich

Der Tankvorgang bei LNG-Lkws unterscheidet sich in einigen Punkten von der Befüllung eines Dieseltanks. Die Unterschiede beginnen bereits bei der Kleidung, die während des Tankvorgangs getragen werden sollte. Flüssiggas für Lkws wird bei sehr niedrigen Temperaturen gelagert. Deshalb sollten Kälteschutzhandschuhe, lange Hosen und Hemden mit langen Ärmeln sowie eine Schutzbrille und feste Schuhe während des Tankens getragen werden.

Derart sicher ausgerüstet kann mit dem Tankvorgang begonnen werden. Dieser beginnt mit der Erdung. LNG-Zapfsäulen verfügen über einen Schutzleiter, der mit dem Tank des Lkws verbunden werden muss. Die Erdung erfolgt über einen speziellen Erdungspunkt oder über ein Metallteil der Tankaufhängung, das keinen Anstrich aufweist. In einem zweiten Schritt kann es nötig sein, den Druck im Fahrzeugtank zu reduzieren. Die Anzeige an der Tanksäule gibt Auskunft darüber, ob und in welchem Umfang der Druck über einen Dampfrückschlauch reduziert werden muss. Bevor nun der Schlauch zum Befüllen in den Tank geleitet werden kann, muss noch mit Hilfe einer Druckluft-Pistole der Tankanschluss gereinigt werden.

 

Mit einer LNG-Tankstelle Zeit sparen und zusätzliche Einnahmen generieren

Für Speditionen, die mehr als 15 mit LNG betriebene Lkws in ihrem Fuhrpark haben, kann es sich nicht nur aus Gründen der Zeiteinsparung lohnen, eine eigene LNG-Tankstelle einzurichten. Die dafür benötigte Fläche von etwa 150 qm dürfte in den meisten Fällen vorhanden sein. Schon ab einer jährlichen Laufleistung von zusammen 120.000 Kilometern überwiegen die Vorteile einer eigenen Tankstelle. Wird diese auch noch mit einem Bezahlsystem ausgestattet und anderen Benutzern zugänglich gemacht, können damit zusätzliche Einnahmen generiert werden.

 

Warum es sich für Logistikunternehmen lohnt, auf LNG zu setzen

LNG-Lkws sind eine umweltfreundliche und auch wirtschaftlich interessante Alternative zu Diesel-Lkws. Aufgrund der Befreiung von der Maut, günstigeren Steuern auf Kraftstoffe und anderen Faktoren, weisen Flüssiggas-Trucks deutlich günstigere Betriebskosten auf. Die im Vergleich zu konventionellen Diesel-Lkws höheren Anschaffungspreise werden durch die Einsparungen im täglichen Einsatz mehr als ausgeglichen. Am Ende fällt nicht nur die Öko-Bilanz, sondern auch die betriebswirtschaftliche Gesamtabrechnung nach einem durchschnittlichen Lkw-Leben klar zugunsten der Flüssiggas-Alternative aus. Da alle großen Lkw-Hersteller entsprechende Modelle im Programm haben und das Tankstellennetz in Europa kontinuierlich ausgebaut wird, lohnt es sich für Speditionen in jedem Fall, sich einmal näher mit diesem Thema zu beschäftigen.